Kindergeburtstage – zwischen Wahnsinn und Frohsinn

Geburtstagskuchen

Ein großer Tag für die Kleinen

Für Kinder spielt der eigene Geburtstag immer eine große Rolle. Sie reden seit Monaten davon, was sie sich wünschen und fragen immer wieder wann sie denn nun endlich Geburtstag haben. Vorfreude und Aufregung sind schon lange vorher fester Bestandteil der Gefühlswelt. Die Fragen, wer wohl alles kommen mag, was die Eltern vorbereitet haben und ob alle besonderen Wünsche in Erfüllung gehen werden, stellen sich Kinder ab einem gewissen Alter vor jedem Geburtstag aufs Neue. Der Zauber des besonderen Tages, an dem sie allein im Mittelpunkt stehen, überrascht und beschenkt werden, lässt die Kinderherzen höher schlagen. Auch für die Eltern ist der Tag an dem sich die Geburt des eigenen kleinen Wunders jährt, ein Grund zu feiern. Die Möglichkeiten die Feier auszurichten sind ja heutzutage dank Internet und Co. nahezu unbegrenzt.

Wann geht’s los mit dem Geburtstag Feiern?

Mit der Geburt eines Kindes werden auch Eltern „geboren“ und es ist ganz normal, dass Eltern bereits den ersten Geburtstag des Kindes feiern wollen. Auch wenn das Kind selbst noch nicht versteht was da vor sich geht. Die meisten Eltern laden zu diesem Anlass nur die Großeltern und vielleicht Tante und Onkel ein, denn Babys dieses Alters verstehen den Kontext noch nicht und wären wahrscheinlich überfordert wenn sie eine Stunde lang bei einer Zaubershow, oder Ähnlichem, zusehen müssten. Der erste Geburtstag ist für die Eltern meistens aufregender, als für das Baby und wird eher klein gefeiert. Allerdings ist nicht zu unterschätzen, wie sehr auch die ganz Kleinen schon merken, dass an diesem Tag etwas Besonderes los ist und dass es irgendwie mit ihnen zu tun hat.

Interessant werden die Kindergeburtstage für die Kinder selbst ab dem dritten oder vierten Lebensjahr. In diesem Alter gehen die meisten Kinder schon in den Kindergarten, haben Freundschaften geschlossen und treffen sich regelmäßig, auch außerhalb des Kindergartens, zum Spielen. Die Freunde sollen auch bei der Feier dabei sein, offiziell eingeladen werden und natürlich ausgiebig unterhalten werden. Das gucken sie sich ganz schnell bei den Größeren im Kindergarten ab. Hier ist die Kreativität der Eltern gefordert. Sie überlegen sich, was dem Kind gefallen könnte, was sie selbst als Kind gerne gehabt hätten, wie hoch der finanzielle Rahmen sein soll und was überhaupt innerhalb dieses Budgets möglich ist. Bereits bei den Einladungen kommen sie ins Grübeln. Ist es ausreichend alle anzurufen und mündlich einzuladen oder sollen doch besser Karten gedruckt oder gar gebastelt werden? Soll der Geburtstag zu Hause gefeiert werden oder soll ein Freizeitpark, Reiterhof oder Schwimmbad besucht werden? Soll die Planung vielleicht sogar von einer Geburtstagsagentur übernommen werden oder bekommen die Eltern es selbst hin? Die Liste der Fragen die sich auf tun ist grenzenlos und die Antworten darauf sind leider, vielleicht aber auch zum Glück, nirgends festgeschrieben.

Zugzwang und Feierstress – muss das sein?

Mit zunehmendem Alter der Kinder wächst auch die Anzahl der Geburtstage auf denen die Kinder schon eingeladen waren und mitgefeiert haben. Somit natürlich auch die Erwartungshaltung an die Geburtstagsfeier der Kinder. Die Eltern machen sich enormen Druck, denn der Geburtstag des eigenen Kindes soll immer noch etwas besser und besonderer sein als der von anderen Kindern. Die Ausgaben steigen und der Feierstress beginnt. Im Gegensatz zu früher, als es noch ausreichend war gemeinsam Kuchen zu essen,  Topfschlagen zu spielen, zu basteln und sich im Wohnzimmer der Eltern Höhlen zu bauen, sind heutzutage die Erwartungen und Anforderungen an den Kindergeburtstag enorm hoch. Motto-Partys bei denen von der Verkleidung der Kinder bis zu den Pappbechern alles einheitlich sein muss, Ausflüge zu Indoorspielplätzen mit Bällebad, Hüpfburg und Riesenrutschen oder sogar das Buchen eines Entertainers der für die Kinder jongliert, zaubert oder Tiere aus Luftballons formt, gehören scheinbar zu einem modernen Kindergeburtstag dazu. Und natürlich gibt es zum Abschied ein Geschenk für alle zum Mitnehmen. Alles muss größer, besser und teurer sein.

Aber kann es nicht sein, dass beim Feiern eines Kindergeburtstages manchmal das Wesentliche aus den Augen verloren wird? Ist das Allerwichtigste dabei nicht die Freude und die Begeisterung des eigenen Kindes, die Aufmerksamkeit die es genießen darf und das Zusammensein mit den engsten Freunden und Verwandten? Müssen Eltern dafür immer noch „einen drauf setzen“?

Wie wär’s einfach mit spielen?

Natürlich sind Kinder verschieden und haben individuelle Vorlieben. Aber eines haben alle gemein; sie genießen es im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Und das kann schon mit wenigen Mitteln umgesetzt werden. Mit etwas Zeit, Liebe und Witz kann es günstig, stressfrei und voll zufriedenstellend sein, den Kindergeburtstag zu feiern. Kinder sind gern draußen und mit der richtigen Kleidung können sie auch das ganze Jahr über draußen spielen. Im Winter kann ein Schlittenrennen veranstaltet werden. Anschließend kann Kinderpunsch und heiße Schokolade getrunken werden. Im Herbst sollen sie Matschhosen anziehen und einen Schatz ausgraben oder Drachen basteln und sie steigen lassen. Ältere Kinder können eine Schnitzeljagd durch das Dorf machen und sich über einen kleinen Preis freuen oder es kann, sollte das Wetter doch mal so verregnet sein, dass die Kinder nicht nach draußen gehen sollen, drinnen gebastelt und gespielt werden. Alles was Kinder an ihrem Geburtstag brauchen ist Spaß, das Gefühl etwas Besonderes zu sein und vor allem, entspannte Eltern, die die Geburtstagsfeier Kinder genießen.

Als Eltern den Kindergeburtstag genießen?

Das mit dem Genießen ist da natürlich so eine Sache. Für viele Eltern ist es eine Horrorvorstellung viele Kinder im gleichen – meist schwer erziehbaren – Alter für einen paar Stunden beaufsichtigen und unterhalten zu müssen. Hier heißt es nun, Ruhe bewahren. Es wird schneller vorbei sein, als man denkt und am Schluß bleibt nur das Chaos und ein glückliches, aufgedrehtes Geburtstagskind. Schön ist es, wenn man dem Trubel gemeinsam entgegenstehen kann, also beide Eltern an dem Tag frei haben und sich der fröhlichen, feiernden Meute stellen können. Oder vielleicht kann die Babysitterin ein bisschen zur Hand gehen.

Aber was ist nun mit der Geburtstagsagentur?

Nun, für die gibt es natürlich eine Daseinsberechtigung. Solange man sich nicht gezwungen sieht riesig zu feiern und viel Geld zu investieren, sondern es einfach will. Wenn man sich nun wirklich nicht als Gastgeber für quirlige Kinder sieht, oder beruflich so eingebunden ist, dass selbst eine kleine Feier derzeit nicht organisiert werden kann. Oder wenn man es einfach gut organisiert mag. Solange im Vordergrund steht, was euer Kind auch mag – dann mal los!

Was sagen die Psychologen?

Natürlich wollen alle Eltern ihrem Kind eine Freude machen, gerade am Geburtstag. Die Vorstellung, dass Kinder sich ein Leben lang immer an die tollen und aufwendigen Feiern, die die Eltern organisiert haben, erinnern, wird zu einem festen Bestandteil in der Idealwelt der Eltern. Psychologen kritisieren allerdings, dass den Kindern, bei den durchorganisierten und perfekt geplanten Geburtstagspartys ein wesentlicher, zur Entwicklung der Kinder maßgeblich beitragender Bestandteil, genommen wird; Kinder entwickeln weder Eigeninitiative noch Kreativität. Ihnen wird eine Feier auf dem Präsentierteller geliefert, bei der sie einfach nur mitmachen sollen.

Außerdem befürchten Psychologen, dass Kindergeburtstagsfeiern immer mehr zum Prestigeobjekt werden und Eltern sich gegenseitig in Zugzwang bringen. Viele Familien können es sich nicht unbedingt leisten jedes Jahr aufs Neue Unmengen von Geld, allein für das Kindergeburtstag Feiern auszugeben. Schon gar nicht, wenn sie mehr als ein Kind haben. Aber weil alle Kinder so groß feiern, wollen Eltern ihr eigenes Kind nicht zum Außenseiter machen indem sie eine kleinere Feier ausrichten.

Außerdem werfen Psychologen die Frage auf; wo ist die Steigerung? Jedes Jahr soll die Feier noch ein bisschen besser, noch ein wenig detailreicher und noch viel individueller werden. Das sprengt irgendwann nicht nur den finanziellen Rahmen, sondern sorgt für Frust und Feiermüdigkeit.

Laut Kinderpsychologen ist das Wichtigste für Kinder, und das nicht nur am Geburtstag, Zeit, Liebe und Aufmerksamkeit. Die Eltern müssen ihren Kindern zeigen, dass sie gerne Zeit mit ihnen verbringen, dass sie Freude daran haben sie zu fördern, und dass der Tag an dem sie geboren wurden, einer der schönsten Tage in ihrem Leben ist. Dafür braucht es sicherlich keine Geburtstagsagentur.