Welcher Kindergarten ist der richtige für mein Kind?

Hurra, der dritte Geburtstag ist da! Nun ist das Kind kein Kleinkind mehr, sondern schon ein richtiges Kindergartenkind. Entweder wird es nun das erste Mal regelmäßig fremdbetreut und Mama oder Papa kann wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren, oder es steht der Übergang von der Betreuung der Kleinsten zum Kindergarten an. Doch welcher Kindergarten ist der richtige für das eigene Kind? Vor allem in größeren Städten ist das Angebot riesig. Soll das Kind mit der christlichen Lehre vertraut gemacht werden und St. Martin feiern? Oder ist Mama und Papa das tägliche Spielen in der Natur wichtiger? Oder wollen sie die individuellen Förderungen integrativer Kindergarten nutzen? Die Wahl des richtigen Kindergartens ist nicht leicht. Auf den Websites der Kindergärten können sich Eltern jedoch über den Träger und das pädagogische Konzept informieren. Denn stimmen diese mit den eigenen Vorstellungen überein, so ist man dem perfekten Kindergarten schon einen großen Schritt näher.

Kindergarten Sandkasten

Welche Träger gibt es?

Jeder Kindergarten wird von einem Träger verwaltet. Der Träger übernimmt die gesamte Verantwortung für den Kindergarten. Er entscheidet, nach welchem pädagogischen Konzept die Kinder, die den Kindergarten besuchen, gefördert werden. Es gibt mehrere Arten von Trägern in Deutschland: Konfessionelle Träger, freigemeinnützige Träger, Elterninitiativen, Gemeinden sowie private Einrichtungen.

Konfessionelle und freigemeinnützige Träger

Wird der Kindergarten von einem konfessionellen Träger wie der katholischen oder der evangelischen Kirche verantwortet, so ist die Einrichtung Teil der Kirchengemeinde. Kinder, die einen konfessionellen Kindergarten besuchen werden mit den christlichen Traditionen vertraut gemacht. Christliche Rituale werden in den Tagesablauf des Kindergartens integriert. Vor dem Mittagessen gibt es meist ein Tischgebet, die Kinder veranstalten an St.Martin einen Laternenumzug und am 6. Dezember besucht der Nikolaus den Kindergarten. Auch christliche Werte wie ein achtsames Miteinander werden hier gelebt. An ähnlichen Werten wie die konfessionellen Kindergärten orientieren sich Kitas von freigemeinnützlichen Trägern. Die Einrichtungen legen großen Wert auf das Gemeinwohl der Gesellschaft und das soziale Miteinander. Organisiert sind freigemeinnützige Träger in Wohlfahrtsverbänden wie die Arbeiterwohlfahrt, die Caritas oder das Diakonische Werk.

Elterninitiativen

Einige Kindertagesstätten gehen auf das Engagement von Eltern zurück. Diese gründeten gemeinsam eine Elterninitiative, da das örtliche Angebot an Kindergärten nicht ihren Vorstellungen entsprach. Elterninitiativen sind selbständige, eingetragene Vereine. Häufig bieten sie einen besonderen Schwerpunkt bei der Förderung des Kindes. So sind viele bilinguale Kindergärten Elterninitiativen. Bedingung für eine Aufnahme des eigenen Kindes ist jedoch eine monatliche, freiwillige Mitarbeit im Kindergarten. Die Eltern übernehmen zum Beispiel ein bestimmtes Amt im Kindergarten (Finanzen, Projekte, HR, etc.) oder die Eltern kochen regelmäßig für alle Kinder. Dies ist von Elterninitiative zu Elterninitiative unterschiedlich.

Private Einrichtungen und Gemeindekindergärten

Oft werden Kindergärten frei gewerblich betrieben. Diese sind damit private, gewinnorientierte Unternehmen. Private Träger von Kindertagesstätten legen häufig großen Wert auf eine musikalische oder künstlerische Erziehung. Auch bilinguale Kindergärten, Betriebskindergärten oder Einrichtungen, in denen täglich Sport betrieben wird, sind meist privat. Private Kindergärten werden anerkannt und gefördert, soweit sie die Vorschriften der jeweiligen Landeskindergartengesetzte beachten. In ländlichen Gebieten ist häufig die Gemeinde der Träger von Kindertagesstätten. Diese Kindergärten sind meist wesentlich günstiger als privat betriebene.

Kindergarten Stifte

Wie ist das pädagogische Konzept?

Jeder Kindergarten legt für sich Richtlinien fest, wie die Entwicklung des Kindes gefördert werden soll. Wie diese lauten und im Alltag umgesetzt werden, erfahren Eltern aus dem pädagogischen Konzept der Einrichtung. So lassen sich Montessori Kindergarten von Waldorfkindergarten unterscheiden. Auch integrative Kindergärten und Waldkindergärten bieten einen unterschiedlichen Erziehungsansatz im Vergleich zu anderen Tagesstätten. Bei vielen Kindergärten finden sich jedoch auch Mischformen. So gibt es herkömmliche Kindergärten, die ebenfalls den Umgang mit der Natur fördern und täglich ins Freie gehen. Häufig können Eltern neben der Betreuung auch Zusatzangebote wie Englischunterricht oder musikalische Früherziehung buchen. Trotzdem lohnt es sich, sich mit den unterschiedlichen Konzepten zu befassen. Vielleicht ähneln bestimmte Ansätze dem eigenen Erziehungsstil oder bieten dem Kind Möglichkeiten, die man zuhause nicht hat.

Montessori Kindergarten

Vor über 100 Jahren entwickelte Maria Montessori eine Pädagogik durch die das Kind die Welt in seinem eigenen Tempo erschließt. Leitsatz dieses Ansatzes lautet „hilf mir, es selbst zu tun.“ Die Erzieher in Montessori-Kindergärten geben dem Kind nicht vor, wie es bestimmte Dinge zu tun hat. Es wird vielmehr durch Lernmaterialien und Spielzeuge dazu angeregt, es auf seine eigene Weise zu tun. Das Kind soll frei lernen, ohne Kritik von außen. Montessori Kindergärten gehen damit sehr individuell auf jedes Kind ein. Die kosmische Erziehung ist das theoretische Modell der Montessoripädagogik. Das Kind soll dabei Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein lernen, um seine „kosmische Aufgabe“ erfüllen zu können.

Waldorfkindergarten

Rudolf Steiner entwickelte die Waldorfpädagogik um 1920 auf Grundlage der Anthroposophie. Waldorfkindergärten legen Wert auf feste Rhythmen im Tagesablauf und haben einen starken Bezug zur Natur. So sind Spielzeuge häufig aus Naturmaterialien. Auch ist die Eurythmie Teil des Tagesablaufs. Diese ist eine Bewegungskunst, mit der man Dinge ausdrücken kann, die mit Sprache nur schwer zu beschreiben sind. So lernen Kinder eines Waldorfkindergartens ihren eigenen Namen durch den Tanz auszudrücken. In der Waldorflehre nehmen Kinder die innere Haltung eines Erwachsenen wahr. Die Erzieher dienen den Kindern als Vorbilder. Die Kleinen lernen alltägliche Dinge durch Nachahmung.

Waldkindergarten

In dieser Einrichtung entwickeln Kinder ein besonderes Verhältnis zur Natur. Denn ein Waldkindergarten befindet sich direkt im Wald. Die Kleinen lernen Tiere und Pflanzen kennen, erleben hautnah den Wechsel der Jahreszeiten. Gespielt wird überwiegend draußen. Die Kinder bewegen sich viel an der frischen Luft, was das Immunsystem fördern soll und spielen mit Naturmaterialien wie Stöcken, Tannenzapfen oder Steinen. Dies fördert die eigene Kreativität und den bewussten Umgang mit der Natur. Eltern müssen sich jedoch darüber im Klaren sein, dass die Kinder meist bei jedem Wetter draußen sind. Hierzu brauchen sie auf jeden Fall das ganze Jahr die richtige Ausrüstung. Häufig gibt es auf dem Gelände einen Bauwagen oder ähnliches, falls das Wetter ausnahmsweise das Spiel draußen verhindert.

Integrativer Kindergarten

Entsprechend eines vorgegebenen Schlüsselsatzes werden im integrativen Kindergarten behinderte und nicht behinderte Kinder zusammen betreut. Die Kinder lernen so voneinander und entwickeln von Anfang an einen natürlichen Umgang miteinander. Jedes Kind wird entsprechend seiner Fähigkeiten integriert und gefördert. Die Kinder lernen, dass „anders sein“ normal ist und entwickeln keine Berührungsängste. Zusätzlich werden häufig Bewegungs- und Sprachtherapie angeboten, um die Kinder optimal und individuell zu fördern.

Waldkindergarten

Passende Umstände und zusätzliche Angebote

Sind die Eltern mit dem Träger und pädagogischen Konzepts eines Kindergarten grundsätzlich einverstanden, so sollten sie zusätzlich auf praktische Dinge Wert legen. Ein Kindergarten, der nahe bei der eigenen Wohnung liegt, schafft einen kurzen Hin- und Abholweg. Auch ein Kindergarten in der Nähe der Arbeitsstätte eines Elternteils bietet diesen Vorteil, denn das Kind kann direkt auf dem Weg zur Arbeit dort abgegeben werden. Viele Kindergärten legen Wert auf eine gesunde Ernährung, bieten Bio-Kost an oder kochen in einer eigenen Küche. Eltern denen wichtig ist, dass das eigene Kind häufig an der frischen Luft spielt, müssen sich nicht gleich für einen Waldkindergarten entscheiden. Kindergärten mit einem gepflegten und fantasievollen Außenbereich bieten ebenso tägliches Spielen im Freien an.

Fazit

Vor der Anmeldung sollten Eltern sich über den Träger und das pädagogische Konzept des Kindergartens informieren. Dies gibt einen ersten Einblick und Hinweise in die täglichen Abläufe der Einrichtung. Auch praktische Dinge wie ein kurzer Anfahrtsweg sind vielen Eltern wichtig. Einige Kindergärten bieten besondere Angebote wie Sport- oder Sprachförderung. Diese verlangen jedoch auch besonders geschultes Personal und sind deshalb mit höheren Kosten verbunden. Den richtigen Kindergarten finden Mama und Papa am besten, wenn sie zusätzlich den Kindergarten ihrer Wahl einmal persönlich besuchen. Die meisten Kindergärten bieten einen „Tag der offenen Tür“ an, wobei sich Eltern und Kind in der Einrichtung selbst umschauen können. Schließlich entscheidet das eigene Gefühl besonders, wo sich der Nachwuchs in Zukunft wohl fühlen kann. All die pädagogischen Angebote und die tolle Einrichtung eines Kindergartens bedeutet meist nichts, wenn das Bauchgefühl der Eltern nicht stimmt. Sich davon leiten zu lassen ist bei solchen Entscheidungen oft das Wichtigste.